Das Smart-mindset Team

Bereits als Schülerin und Studentin hat mich fasziniert, dass man Lernen lernen kann. Und doch habe ich viele Mitstudierende aufgeben sehen, weil sie glaubten, „nicht begabt genug“ für das Fach Physik zu sein. 

Auch als Lehrerin konnte ich immer wieder beobachten, wie Schüler:innen im Fach Physik schnell entmutigt waren, wenn sie denken „man hat es − oder eben nicht“. Die Studien von C. Dweck und vielen weiteren Forschenden zum Mindset zeigen, wie mächtig diese Überzeugungen sein können. Aber sie zeigen eben auch, dass sie auch veränderbar sind und wie Lernende davon profitieren können.

Daher habe ich im Jahr 2019 mit meinem Promotionsprojekt begonnen und untersucht, wie sich die amerikanische Mindset-Forschung auf Studienbeginnende im deutschsprachigen Raum übertragen lässt. Ich freue mich, dass der entstandene Kurs von Malte Diederich sogar noch verbessert wurde und nun in der Version 2.0 für alle offen zugänglich vorliegt. Dieser richtet sich insbesondere an Studierende im MINT-Bereich.

Warum fällt es manchen Personen schwieriger als anderen, Mathematik und Physik zu verstehen? Das ist eine Frage, der wohl jeder beim eigenen Lernen und noch viel stärker beim Lehren begegnet. Ich finde, dass die motivationale und emotionale Seite beim Lernen von Mathematik und Physik häufig zu kurz kommt. Die Mindset-Theorie zeigt sehr schön, welche Auswirkungen hier negative Überzeugungen haben können, bevor man überhaupt richtig mit dem Lernen anfangen kann, von Spaß an Naturwissenschaften ganz zu schweigen.

Seit ich mich - angefangen mit Interviews im Zuge meiner Examensarbeit 2020 - mit dem Thema intensiver beschäftige, begegnet mir das Konzept auch im Alltag ständig. Inzwischen habe ich in meiner Promotionsarbeit den Kurs von Jana auf Studierende des MINT-Bereichs ausgeweitet. Ich finde die Idee faszinierend, dass hier selbst ein sehr kurzer Impuls bei einigen Studierenden eine zentrale Blockade entfernen kann. Gleichzeitig merke ich auch an mir selbst, dass die Entwicklung eines wahren „Growth Mindsets“ ein langer, aber lohnender Weg ist. Ich finde das Konzept in vielen Lebensbereichen sehr wertvoll.

Sowohl in meiner Erfahrung mit Schüler*innen, als auch bei Reaktionen auf Physik und Physiklernen in meinem persönlichen Umfeld war das Mindset schon Thema, bevor ich den Begriff kannte. Viele Schüler*innen trauen sich Physik nicht zu und resignieren schnell bei Schwierigkeiten. Gleichzeitig habe ich oft Anerkennung und Respekt alleine durch meine Studienentscheidung und meinen akademischen Werdegang (zuerst B.Sc. Biophysik, dann Physik und Biologie Gymnasiallehramt, aktuell Promotion in der Physikdidaktik) erhalten.

Zum Mindset von Schüler*innen in Physik forsche ich seit meiner Examensarbeit 2017 und es ist das Thema meiner Promotion. In den letzten Jahren haben wir viel darüber gelernt, wie sich das Mindset bei Schüler*innen ausprägt, messen lässt und verändert. Der Fokus liegt aktuell darauf, gezielt ein Growth Mindset bei Lernenden zu fördern. Dabei liegt es mir besonders am Herzen, möglichst viele Lehrkräfte und Schüler*innen mit diesem Wissen zu unterstützen.

Während meiner Zeit als Physiklehrerin an der Schule habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Kinder und Jugendliche sehr unterschiedlich reagieren, wenn sie vor Herausforderungen stehen: Einige geben schnell auf, weil sie denken, dass ihnen die Begabung fehle. Gerade im Fach Physik haben ich von Schülerinnen und Schülern (sowie von deren Eltern) oft gehört, dass Physik „eben einfach nicht in der Familie liege“. Während diese Lernenden also an ihren Fähigkeiten zweifeln, wird es für andere gerade bei Herausforderungen interessant. Sie wagen sich auch an Aufgaben heran, deren Lösungsweg sie noch nicht von vorneherein kennen und haben Spaß am Knobeln, selbst wenn sie nicht - oder nicht direkt – zum korrekten Ergebnis kommen. Sie stolpern sich sozusagen zum Ziel und erweitern dabei ihre Kenntnisse und Kompetenzen.

Aus Blickrichtung der Physikdidaktik interessiert mich dabei, inwiefern diese Reaktionsmuster durch die Überzeugungen des Fixed- und des Growth-Mindsets (Überzeugungen zur Un-/ Veränderbarkeit des eigenen Potentials) hervorgerufen und verändert werden können. Daher ist es das Ziel des Smart-mindset Projekts, durch unsere Kurse ein Growth Mindsets – insbesondere im Fach Physik – an der Schule sowie an der Universität zu fördern um dadurch eine gute Grundlage zum Lernen zu schaffen.

Als Lehramtsstudierender, als Lehrkraft in der Schule und später als Wissenschaftler habe ich mich immer gefragt, wie man Schüler*innen helfen kann, Physik leichter und besser zu verstehen. Dabei hat es mich fasziniert, dass andere Elementarisierungen und andere Unterrichtskonzeptionen erfolgreicher sein können als die traditionellen. Gleichzeitig habe ich aber Schüler*innen erlebt, die erst gar nicht bereit waren, sich anzustrengen, eine gute Erklärung zu verstehen. Außerdem habe ich mich sehr für Alltagsvorstellungen interessiert, die Schüler*innen mit in den Unterricht bringen. Das umfasst nicht nur Fehlvorstellungen zu physikalischen Begriffen und Zusammenhängen, sondern auch Vorstellungen zur Wissenschaft und zum Lernen.

Als ich von der Mindset-Forschung hörte, war das nicht nur im Hinblick auf Lernendenvorstellungen interessant, sondern es zeigte sich eine Möglichkeit, ungünstige Lernhaltungen zu verändern. Nun ist es mir eine Freude, mit engagierten Doktorierenden daran zu forschen und Unterrichtskonzeptionen dazu zu entwickeln.