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Das Projekt

Als Mindset bezeichnet Carol S. Dweck die Überzeugung zu Intelligenz und Lernen und unterscheidet zwei gegensätzliche Ausprägungen. Das Fixed Mindset steht für die Überzeugung, dass es eine festgelegte Intelligenz und angeborene Begabung für bestimmte Dinge gibt. Was eine Person lernen kann, wäre dann in gewisser Weise vorbestimmt. Das Growth Mindset ist die entgegengesetzte Überzeugung, dass Intelligenz aufbaubar ist, es also keine Begabung braucht, sondern im Bild des „Gehirn-Muskels“ Intelligenz trainiert werden kann. Bezogen auf Physik geht es weniger um allgemeine Intelligenz, sondern um die Frage, ob jede:r Physik lernen kann oder ob es eine spezielle Physikbegabung gibt. Je nach Überzeugung spricht man dann von einem physikbezogenen Fixed oder Growth Mindset.

Growth und Fixed Mindset

Welches Mindset ist „richtig“?

Betrachtet man die Forschung zur Neuroplastizität, wird schnell klar, dass bereichsspezifische Intelligenz nicht statisch ist, sondern durch Übung ausgebaut werden kann. Das gilt natürlich auch für Physik! Gleichzeitig gibt es auch viel Forschung zu Begabung und nachgewiesen unterschiedliche Ausgangsbedingungen zum Lernen. Vielleicht kennen Sie das “Mathe-Gen“ ROBO1? Dieses Gen geht nachweislich mit einem vergrößerten Gehirnbereich einher, der für die Verarbeitung von Zahlen wichtig ist. Es gibt also durchaus angeborene Begabungen. Dennoch gilt: egal welche Ausgangslage jemand hat, durch Training können neuronale Verbindungen gestärkt und damit Fähigkeiten verbessert werden.

Welches Mindset ist hilfreich?

Doch um die Frage „richtig“ und „falsch“ geht es bei einem Mindset nicht. Das Mindset beschreibt eine Überzeugung, und hat als solche einen großen Einfluss auf unser Handeln, ganz egal ob sie “richtig“ ist oder nicht. Lernende mit einem Fixed Mindset in Physik können sehr erfolgreich und zufrieden sein, wenn sie glauben und von ihrer Umwelt gespiegelt bekommen, dass sie eine Begabung in Physik haben und die Anforderungen im Physikunterricht mit ihren erlernten Strategien gut meistern können. Spannend wird die Frage nach dem Mindset besonders bei Schwierigkeiten auf dem Lernweg: Aufgaben, die nicht mit den bisher gelernten Strategien gemeistert werden können, unerwartet schlechte Ergebnisse in einem Test oder das plötzliche Nicht-Verstehen von Inhalten. Schüler:innen oder Studierende, die bisher gut in Physik waren, können sich von solchen Stolperern leicht verunsichern lassen und das Fixed Mindset stärkt diese Unsicherheit. Vielleicht ist die Begabung nicht groß genug? Vielleicht sind sie nicht schlau genug, um das zu schaffen? Und wenn die Begabung nunmal nicht ausreicht – warum sollen sie es dann weiter versuchen? All dies sind typische Fragen im Fixed Mindset, die dazu führen, dass die Lernenden bei Schwierigkeiten resignieren und aufgeben.

Lernende mit einem Growth Mindset in Physik lassen sich nicht so schnell entmutigen, denn Schwierigkeiten in Physik bedeuten für sie nicht, dass sie es nicht schaffen können, sondern dass sie in diesem Bereich mehr üben müssen und ihr Gehirn trainieren müssen. Dementsprechend sind Schüler:innen oder Studierende mit einem Growth Mindset eher bereit, sich mehr anzustrengen beim Lernen und auch neue Lernstrategien zu entwickeln, um sich zu verbessern.